Folg deinem Herz

Ich hörte schon immer auf mein Herz, vor allem dann, wenn ich nicht weiter wusste. Dann hörte ich darauf, was mein Herz brauchte. Es flüsterte mir zu in den Momenten, wenn der Verstand mir zu verstehen gab mein Ego walten zu lassen. Oder wenn die Verletzung aus mir sprach. Das innere Kind.

Doch die Stimme, die sich meldet, wenn das Ego seine Arbeit leistet, dann kommt eine sanfte und gleichzeitig starke Antwort.

Sie ist nicht immer logisch, nicht immer bequem, doch sie kennt unseren wahren Weg. Ihm zu folgen ist kein romantischer Spaziergang. Es ist oft ein stiller Aufbruch, ein innerer Ruf, der uns herausfordert, Gewohntes zu verlassen und Wahrhaftigkeit über Sicherheit zu stellen. Vor allem dann, wenn sich Verletzung zeigt. Nach der Trennung war ich verletzt. Ich war tief traurig über den Bruch, über die Ungewissheit und der Akzeptanz das Gewohnte in Form meines Partners gehen zu lassen. Es war mehr als schmerzhaft, doch mein Herz sagte in dieser Zeit, dass ich ihm verzeihen sollte. Darauf vertrauen, dass er und ich unseren Weg gehen. So kam es auch, denn ich ließ sofort in dem Moment los, als ich mein Herz sprechen ließ. Ich vergab, zeigte Mitgefühl und Verständnis, was mir half weiter zu machen.

Für hochsensible Menschen ist dieser Ruf des Herzen besonders intensiv. Ihre feine Wahrnehmung lässt sie tiefer fühlen, komplexer denken und zwischen den Zeilen des Lebens lesen. Doch gerade diese Gabe ist auch ihr größter Prüfstein. Denn in einer Welt, die Schnelligkeit und Härte oft über Tiefe stellt, wirkt das Folgen des eigenen Herzens manchmal wie ein Akt des Widerstands.

Hochsensibilität bringt eine außergewöhnliche Fähigkeit mit sich: eine intuitive Verbindung zum inneren Kompass. Hochsensible spüren sehr genau, wann sie sich selbst verraten – auch wenn es niemand sonst bemerkt. Doch dieses feine Spüren kann auch lähmen. Zu viele Reize, zu viel Verantwortung, zu viele Erwartungen von außen. Und doch: Es ist genau diese Tiefe, die das Herz zum Leuchten bringt – wenn wir den Mut aufbringen, ihr zu vertrauen. Da haben wir es wieder- MUT. Er ist immer da, sobald wir anfangen ganz tief zu fühlen und zu handeln.

Die Herausforderungen sind Teil dieses Weges, unserem Lebens. Zweifel schleichen sich ein, Ängste klopfen an. Was, wenn ich scheitere? Was, wenn ich zu viel bin – oder nicht genug? Doch hinter jeder Herausforderung verbirgt sich eine Einladung: zur inneren Klärung, zur Selbstannahme, zur Befreiung, zum Wachsen. Sobald du anfängst zu wachsen, darauf zu hören- was du willst.

Dann zeigt sich dein Weg. Dennoch dem Herzen zu folgen bedeutet nicht, impulsiv jedem Gefühl zu gehorchen. Es heißt, in sich hineinzuhorchen, präsent zu bleiben, ehrlich zu sein – auch wenn es unbequem ist. Es bedeutet, Prioritäten neu zu ordnen und sich die Erlaubnis zu geben, nicht perfekt, sondern echt zu sein. Für sich und seine Grenzen einzustehen.

Für mich als hochsensible Person ist dieser Weg zugleich Herausforderung und Heilung. Meine Sensibilität ist kein Makel, sondern ein Schlüssel – zu mehr Tiefe, mehr Verbindung, mehr Authentizität. Und als ich lernte, mir selbst zu vertrauen, wurde das Herz nicht nur zum Kompass, sondern zur Quelle von Stärke, Klarheit und leiser, beständiger Kraft.

Denn wer dem Herzen folgt, auch wenn es schwer fällt, lebt nicht oberflächlich – sondern wahrhaftig. Er lebt friedlich.

Es ist schon immer witzig, wie das Leben seinen Weg geht, denn als ich überlegte diesen Eintrag zu schreiben, begegnete mir das Titelbild in Regensburg.

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Mut