Love not Hate
Im letzten Beitrag ging es um den Ruf des Herzens. Um den Moment, in dem wir unser Herz sprechen lassen. Und daraus ergibt sich eine tiefe Wahrheit: Das Herz steht auch für die Liebe. Denn wenn wir beginnen, aus Liebe zu leben, zu handeln und zu vertrauen, dann treffen wir unsere Entscheidungen aus dem Sein heraus – nicht aus Angst, nicht aus Mangel, sondern aus innerer Fülle.
Wir wachsen auf in einer Welt, in der so viel Hass herrscht. Oft beginnt das schon in der Kindheit. In Einrichtungen, die wir besuchen. In Familien, in denen Bezugspersonen ihren eigenen Schmerz und ihren Selbsthass auf andere projizieren. Wenn wir unseren Körper anders wahrnehmen, weil unsere Mutter ständig unzufrieden mit dem Eigenen war. Oder wenn wir mit Vorurteilen konfrontiert werden, weil Generationen vor uns die Kreise des Hasses nicht durchbrochen haben.
Wenn Hass sogar im Sport zu finden ist, wenn er die Nachrichten beherrscht. Wenn wir ihm täglich auf Instagram und Co. begegnen – dann frage ich dich: Wie soll Liebe unter diesen Umständen überleben?
Und doch ist es genau sie – die Liebe –, die unsere Spezies, unsere Welt, seit Jahrtausenden am Leben hält. Die Liebe zu uns selbst. Die Liebe zu anderen. Gab es nicht in jeder Generation Menschen, deren Liebe nach dem Schwall des Hasses Heilung brachte? Ist Liebe nicht der Schlüssel, um frei zu werden vom Ego? Und ist nicht genau dieses Ego oft die Wurzel des Hasses?
Ich schrieb im letzten Beitrag davon, wie ich nach einer Trennung mein Herz sprechen ließ. Ich wählte nicht den Weg des Hasses, sondern entschied mich für Liebe. In dem Moment, in dem ich verlassen wurde, reagierte ich nicht mit Wut – sondern mit Mitgefühl. Ich konnte ihn nicht hassen. Ich ließ den Schmerz zu, aus Liebe. Ich vergab – weil ich nur das Beste wollte.
Julia Roberts sagte einmal: „Du weißt, es ist Liebe, wenn alles, was du willst, ist, dass diese Person glücklich ist – auch wenn du kein Teil ihres Glücks bist.“
Und sie hat recht. Ich wollte nichts mehr, als dass mein Expartner glücklich ist. Ich wollte nicht, dass er seine Entscheidung bereut. Ich wünschte mir einfach, dass wir uns weiterhin mit Liebe begegnen – auch wenn wir diese Liebe nicht mehr miteinander teilen.
Zu lieben – und aus Liebe zu leben – bedeutet auch, seinen größten Feinden mit Liebe zu begegnen. In der Grundschule erlebte ich starkes Mobbing, das mich bis heute prägt. Die systematische Grausamkeit mancher Kinder war so erschütternd, dass es mir auch heute noch schwerfällt, darüber zu sprechen. Und doch: Aus irgendeinem Grund konnte ich diese Kinder nie hassen. Trotz des täglichen Schmerzes empfand ich Mitgefühl. Ich war überzeugt, dass aus diesen Kindern der Hass auf sich selbst sprach – was umso trauriger ist, wenn man bedenkt, dass wir damals gerade einmal sechs bis zehn Jahre alt waren.
Heute habe ich meinen Mobbern vergeben. Und ich bin sogar dankbar – denn ich erkannte damals, dass ich mental stärker war, als ich dachte. Ich habe jeden Tag eine Form von Gewalt ausgehalten. Natürlich weiß ich, dass nicht jeder Mensch dazu in der Lage ist – jeder geht mit seinen Traumata anders um. Für mich war Liebe der Weg. Mitgefühl war mein Schlüssel.
Auch in Familien ist Hass spürbar. Besonders dann, wenn Eltern mit ihrem eigenen Schmerz überfordert sind oder sich ihm gar nicht stellen. Als hochsensibles Kind nahm ich die Emotionen meiner Eltern intensiv wahr. Ich versuchte mich ihnen anzupassen – manchmal mit Erfolg, oft auf Kosten meiner selbst. Ich fragte mich oft: Warum ich? Warum muss ich all das erleben? Warum trifft mich so viel Hass – und so wenig Liebe?
Diese Gedanken führten mich langsam in den Selbsthass. Ich betrachtete mich weinend im Spiegel und erkannte keinen Funken Schönheit. Ich fühlte mich wie der ungewollteste Mensch der Welt.
Doch mit 18 Jahren sah ich einen Film, der mir eine neue Perspektive gab: Liebe ist der Schlüssel gegen den Hass. In diesem Moment wurde mir klar, dass ich die Liebe in mir wiederfinden musste. Und das tat ich – über Jahre. Auch wenn ich vieles verlor, erkannte ich am Ende: Ich kann nur aus Liebe handeln.
Ich ließ aus Liebe los. Ich zeigte Mitgefühl – sogar meinen Peinigern. Ich vergab meinen Eltern. Ich akzeptierte die Vergangenheit, den Schmerz und die Tatsache, dass mein Leben nicht so verlief wie das vieler anderer.
Und ich wusste: Egal in welcher Form – ich gehe meinen Weg aus Liebe.
Statt auf Enttäuschung mit Groll zu reagieren, reagiere ich mit Empathie.
Statt im Außen nach Anerkennung zu suchen, schenke ich sie mir selbst.
Statt andere verändern zu wollen, verändere ich mich.
Ich lebe in Liebe – und finde Liebe. Und das macht mich mehr als glücklich.