Traumata
Zurück aus der Sommerpause melde ich mich mit einem Thema, das mich schon lange beschäftigt. Traumata.
Wir alle haben Traumata. Ob klein oder groß, irgendwo in uns stecken sie. Doch was bedeutet es überhaupt ein Trauma zu haben und wie gehen vor allem hochsensible Menschen damit um.
Wir erinnern uns , für hochsensible Menschen ist die Welt intensiver – nicht weil sie übertreiben, sondern weil sie mehr empfangen . Ihre Antennen sind immer auf Empfang, und was andere mit einem Schulterzucken abtun, geht bei ihnen oft tief hinein. Auch ein Trauma.
Doch was geschieht, wenn eine solche Seele verletzt wird? Was passiert, wenn etwas geschieht, das zu groß, zu schnell, zu schmerzhaft war, um es zu verdauen?
Ein Trauma ist kein Ereignis. Es ist die ein Stempel, der das Ereignis im Nervensystem hinterlässt. Es ist der Moment, in dem etwas so tiefgreifendes, erschütterndes und dramatisches passiert ist, dass der Körper sich merkt, das darf nie wieder passieren.
Und von diesem Moment, lebt ein Teil nicht mehr in Hier und Jetzt, sondern ist auf der Hut vor einem vermeintlichen gleichen Ereignis, was der Stempel im Nervensystem sich als traumatisch gemerkt hat.
Ein Traumata, egal in welcher Form, in welcher Schwere und in welcher Situation ist für jeden Menschen belastend. Es prägt uns ein Leben lang und kann nur durch Selbstreflexion und Einordnung heilen.
Doch für hochsensible Menschen ist diese Reaktion des Körpers und dem Nervensystems besonders einschneidend. Sie spüren jede Abweichung, jede Bedrohung, selbst wenn sie subtil ist. Oft fühlen sie sich „zu viel“ oder „nicht gemacht für diese Welt“. Und wenn sie verletzt wurden – emotional, körperlich oder seelisch – dann wird das Innenleben zu einem Ort, an dem sich Vergangenheit und Gegenwart ununterscheidbar überlagern.
Ein Satz, ein Blick, eine Erinnerung – all das kann den Körper wieder in das Trauma und die Angst, es erneut zu leben versetzen. Nicht aus Schwäche, sondern aus einem überlebensklugen Schutzmechanismus heraus. Doch dieser Schutz kostet Energie. Nähe wird zur Bedrohung. Stille wird zu Lärm. Und das eigene Fühlen zu einem Dschungel aus Überforderung.
Viele Hochsensible entwickeln dann eine Art innere Maske – sie funktionieren, lächeln, passen sich an. Sie lesen die Bedürfnisse der anderen wie ein offenes Buch, während sie ihre eigenen kaum noch spüren. Allerdings ist dieses Verhalten auch bei nicht hochsensiblen Menschen zu beobachten. Dennoch spüren hochsensible Menschen ihre Umwelt deutlich mehr und auch Traumata werden tiefer verarbeitet. Meist haben hochsensible einen leichteren Zugang zu ihren Themen. Doch es kann sie genauso schnell durch das intensive Fühlen überfordern.
Wichtig ist zu verstehen, das Hochsensibilität keine Krankheit oder gar ein Trauma ist. Sie kann sich jedoch durch traumatische Erfahrungen ausprägen. Denn sowohl die Hochsensibilität , als auch ein Trauma haben einen tiefen Zugang zu der Seele.
Hochsensible Menschen haben durch ihre intensiven und tiefen Gefühle, die Möglichkeit tief zu heilen. Denn sie verstehen oft leichter Zusammenhänge und können diese auch einordnen. Allerdings können vermehrte Traumata zu einer Kette von Überforderung und Angst führen. Zudem kann zwischen Traumata und eigener Sensibilität, also der Intuition nicht mehr unterschieden werden. Da die Wahrnehmung durch ein Trauma verzerrt werden kann.
Doch genau da liegt eine Chance zwischen den beiden Polen. Die Hochsensibilität erlaubt uns tief zu fühlen, was auch tiefe Heilung bedeutet kann. Manches kann schneller und leichter durch das ausgeprägte und detaillierte Denken verarbeitet, anderes braucht länger, weil es nochmal gefühlt werden muss.
Die Heilung beginnt nicht immer mit lauten Schritten. Manchmal beginnt sie damit, dass man sich selbst wieder zuhört. Dass man den eigenen Schmerz nicht mehr als Schwäche verurteilt, sondern als Zeugnis einer Vergangenheit, die überwältigend war – aber nicht das Ende erzählt. Heilung ist das Wiederentdecken des inneren Raums, in dem wir sicher sind. Es ist das Erlauben, leise zu sein. Es ist das Lernen, die eigene Wahrnehmung wieder zu ehren, statt sie zu bekämpfen. Und es ist die leise Erkenntnis, dass unsere Empfindsamkeit nicht der Feind war – sondern die ungehörte Wahrheit in uns. Wenn hochsensible Menschen beginnen, ihren Schmerz zu halten – statt ihn wegzuschieben –, dann beginnt sich etwas zu verändern. Nicht über Nacht. Aber spürbar. Dann wird aus dem Überleben ein Leben. Aus dem Rückzug ein Rückweg zu sich selbst. Und aus dem Trauma – ein Raum, in dem Würde wieder wachsen darf.
Denn hochsensible Menschen sind aufgrund ihrer Sensibilität öfters von Traumata betroffen, da sie durch ihre Antennen offen für die Außenwelt sind und durch ihre vielen wundervollen Charaktermerkmale , dennoch schnell verletzt werden können.
Doch ist vielleicht das die größte Kraft in hochsensiblen Menschen:
Dass sie nicht nur tief verletzt werden können.
Sondern auch tief lieben.
Tief verstehen.
Und tief heilen.
Im nächsten Beitrag schreibe ich von einigen Traumata, die ich gerne mit der Öffentlichkeit teilen möchte, denn meine Mission ist es: Mut zu machen. Du bist nicht allein.